The Lumineers


Biography The Lumineers

The Lumineers
The Lumineers
„Wesley Schultz (9), der später einmal Künstler werden will, sagte: ‘Ich verbringe sehr viel Zeit mit meinen Zeichnungen, und sie gelingen mir immer besser, weil ich wirklich viel geübt habe.“ – Auszug aus einem Artikel in der New York Times vom 15. März 1992.

Vor 20 Jahren hatte Wesley Schultz ein klares Bild von seiner Zukunft vor Augen. Der kleine Junge, der in Ramsey, New Jersey, einem Vorort von New York aufwuchs, arbeitete von morgens bis abends zusammen mit seinem besten Freund Josh Fraites an seinen Zeichenkünsten. Heute jedoch, zwei Jahrzehnte später und als Leadsänger von The Lumineers, hat er Bleistift und Papier gegen die Gitarre eingetauscht; anstelle von Zeichnungen arbeitet er inzwischen an Songs, und das tut er an der Seite von Jeremiah Fraites, dem kleinen Bruder von Josh. Er übt immer noch sehr viel, heute an besagten Songs, und auch sie gelingen ihm tatsächlich immer besser.

Allerdings ist die Geschichte von The Lumineers nicht nur eitel Sonnenschein. Ganz im Gegenteil. Sie beginnt im Jahr 2002, als Jeremiahs Bruder Josh mit gerade mal 19 an einer Überdosis stirbt. Um den tragischen Tod des Bruders und besten Freunds irgendwie verarbeiten und den Schmerz besser ertragen zu können, finden Wes und Jer recht bald zur Musik: Die beiden schreiben gemeinsam erste Songs und treten schon wenig später überall im New Yorker Raum auf. Als sie dann länger mit den Tücken der New Yorker Szene und den unglaublich hohen Lebenshaltungskosten gekämpft haben, entschließen sie sich, ihren Horizont ein wenig zu erweitern. Also packen sie all ihr Hab und Gut zusammen – was eigentlich nur ein paar Koffer voller Klamotten und ein Anhänger voller Instrumente war – und brechen auf in Richtung Denver, Colorado. Allerdings war dieser Schritt weniger als Pilgerfahrt gedacht; vielmehr wollten sie die Hoffnung nicht so schnell aufgeben und ihr Glück als Band einfach noch mal in einer anderen Ecke versuchen.

In Denver angekommen, verfassten sie als allererstes eine Craigslist-Anzeige, und zwar suchten sie einen weiteren Mitstreiter, der mit dem Cello umgehen konnte. Die erste, die sich darauf meldete, war Neyla Pekarek, in Denver geboren und klassisch ausgebildet am Cello. Nunmehr also ein Trio, traten The Lumineers schon bald im Meadowlark auf, einem schummrig-schmuddeligen Keller-Club, in dem sich jeden Dienstag die besten Songwriter der Stadt zum Ideenaustausch für ein Open-Mic-Event trafen (ein weiterer Grund war sicherlich auch das billige Bier, das nur einen Dollar kostete). Der Neuzugang blieb auch klanglich nicht ohne Folgen, denn Neyla befreite den Ansatz der Jungs von allen überflüssigen Ecken und Kanten, und zugleich erweiterte sie das Spektrum um weitere Instrumente: Mandoline und Klavier. So nahm der Sound von The Lumineers nach und nach klare Formen an: Ihr Name steht heute für eine Mischung aus eingängigem Akustikrock, klassischem Pop und die Art von Folk, wie man ihn entspannt auf einer Veranda präsentieren würde.

Im Jahr 2011 veröffentlichten sie dann ihre gleichnamige, in Eigenregie aufgenommene Debüt-EP, die eine ebenfalls in Eigenregie organisierte Tour durch die Staaten nach sich zog, und so kam es, dass The Lumineers schon bald eine große Fanbase für sich begeistern konnten; angefangen im Westen der USA, wurden die Leute schließlich auch an der Ostküste hellhörig (immerhin kommen ja zwei von ihnen aus New Jersey). Dabei ist diese Fangemeinde alles andere als homogen: Songs wie „Ho Hey“, inzwischen ein massiver Chart-Hit in den USA, oder „Stubborn Love“, zwei mit Americana-Elementen durchzogene Stücke, die am ehesten mit The Avett Brothers oder Mumford & Sons zu vergleichen sind, haben ihnen nicht nur junge Fans beschert, sondern auch ältere Semester und alles, was dazwischenliegt. Auch die eher ruhigen, einfühlsamen Balladen im Stil von Jeff Buckley oder Ryan Adams, „Slow It Down“ oder „Dead Sea“ z.B., begeistern die Fans mit ihren direkten, ehrlichen, ungefilterten Emotionen und Gefühlsäußerungen. Und natürlich haben sich viele dieser Fans auch einfach in ihre einzigartige Live-Show verliebt, denn wenn The Lumineers live spielen, ist das immer auch ein Exempel in Sachen Gemeinschaftssinn und eine ganz besondere Zusammenkunft, in der Gefühle wie Einsamkeit oder Niedergeschlagenheit keinen Platz haben.

Das auf vielen Ebenen stattfindende Roots-Music-Revival der letzten Jahre hat längst eine neue Generation von Hörern hervorgebracht, die keinen Plastiksound, sondern stattdessen einfach nur ehrlichen, handgemachten, klassisch-rustikalen Sound hören wollen: Musik, die sich auf Traditionen beruft, aber zugleich nach vorne schaut und aufbricht auf kreatives Neuland. Auf genau diesem Grat bewegen sich The Lumineers mit ihrem unglaublich sicheren Gespür für zeitlose Melodien und Texte, die unter die Haut gehen. Bodenständig und vorwärtsgewandt zugleich, sind The Lumineers nun drauf und dran, diesen in den Staaten bereits vergoldeten Sound mit ihrem gleichnamigen Debütalbum auch in andere Ecken der Welt zu tragen.

Aus Trauer geboren, von Leidenschaft angetrieben und durch harte Arbeit immer weiter verfeinert, haben The Lumineers ihren Sound offensichtlich just in dem Moment gefunden, als die Welt ihn am nötigsten hatte.

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