Bettye LaVette - Things Have Changed

Review Bettye LaVette - Things Have Changed

Bettye LaVette kann mit ihren zarten 72 Jahren auf eine ungewöhnliche Karriere für eine Soul-Sängerin zurückblicken. Ungewöhnlich ist Ihre Karriere deshalb, weil diese erst im Jahr 2000 so richtig durchstartete, die Sängerin aber bereits mit 16 Jahre auf sich aufmerksam machte, als sie mit My Man - He’s A Lovin‘ Man zusammen mit Matthews einen USA-Hit landete. Es folgten beträchtliche Tournee-Erfolge unter anderem mit Clyde McPhatter, Ben E. King, Barbara Lynn und Otis Redding Anfang der Siebziger, Auftritte am Broadway und eine Musical Tournee mit Cab Calloway. Dann endlich erhielt sie 2000 einen Plattenvertrag, aus dem erfolgreiche neue Alben hervorgingen, die für einen veritablen Neustart der Soul-Lady sorgten, die heute zu den bekanntesten und vor allem besten Sängerinnen ihres Genres gehört, deren grobkörnige Stimme ihre Lebenserfahrung mit ihren langen Downs und kurzen Erfolgsperioden wiederspiegelt. Für viele ist Bettye LaVette die größte Soul-Sängerin der Gegenwart, deren Rock-, Blues- Soul- und Country Interpretationen die Konkurrenz weit abgeschlagen hinter sich lassen.

Auf ihrem neuesten Album Things Have Changed finden sich ausschließlich Cover von Dylan Songs. Mit von der Partie ist der Dylan-Gitarrist, Larry Campbel der Bassist Pino Palladino, Leon Pendarvis an den Keyboards und Steven Jordan am Schlagzeug, alles alte Haudegen der Szene. Was aber macht Bettye LaVette mit den für dieses Album ausgewählten bekannten sowie eher unbekannten Songs aus den Jahren 1979 bis 1989 eines Bob Dylan, deren Interpretation man nach wie vor als untrennbar mit der eigenartigen Singweise des Urhebers wahrnimmt. Sie bietet nicht einfach einen auf ihr Stimmfach übertragenen, Abklatsch der Dylan-Songs aufgepeppt durch die Instrumentalkunst ihrer Begleiter, sondern jeweils eine Neuinterpretation, die die originalen Songs lediglich als Ausgangspunkt für eine komplette neue Sichtweise nutzt. Das habe auch andere schon mit anderem Ausgangsmaterial versucht und sind dabei kläglich gescheitert, weil es ihnen nicht gelang, mit ihrer Sichtweise eine neue Botschaft zu vermitteln, eine neue Geschichte zu erzählen. Und genau das gelingt Bettye LaVette,mit, jedem der Songs, von denen bis auf The Times They Are a-Changin’ keinen zu den Straßenfegern Bob Dylans gehört, geradezu genial, hoch emotional und glaubhaft eine eigene Geschichte zu erzählen.

Man darf wohl davon ausgehen, dass der vier Jahre ältere Bob Dylan an der vehement realisierten Neuerzählung seiner Songs durch die stimmgewaltige Soul-Sängerin seine Freude hat, kommt die doch seinen Interpretationen nicht ins Gehege. Wahrscheinlich nimmt er Mama, You Been On My Mind , von ihm selbst in bester Folkweise ausgeführt, in seiner neunen Rap-Gestalt schmunzelnd als zeitgemäße Alternative wahr und staunt, welche vorwiegend positive Aussage Bettye LaVette, Blues und Rock raffiniert verschmelzend den gesellschaftskritischen, ursprünglich eher düsteren Songs Times They Are A-Changin’ und Things Have Changed abgewinnt. Schlussendlich könnte es passieren, dass Bob Dylan sich Bettye LaVette geschlagen gibt, wenn es um die als Herz-Schmerz anlegten Songs Don’t Fall Apart On Me Tonight, Seeing The Real You At Last, und What Was It You Wanted geht, die bei LaVette an gestalterischer Seriosität und Bodenständigkeit zulegen und damit Glaubhaftigkeit gewinnen.

Das Album Things Have Changed bietet eine vom Anfang bis zum Ende spannende Reise durch die Welt des Bob Dylan vom Planeten der großen Soul-Lady Bettye LaVette gesehen.

Bettye LaVette - Things Have Changed

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