Chamayou/Pahud/Capuçon/Moreau/Caussé/Langlamet - Debussy: Sonatas & Trios

Review Chamayou/Pahud/Capuçon/Moreau/Caussé/Langlamet - Debussy: Sonatas & Trios

Speziell bei der Produktion von Kammermusik wird gerne immer wieder einmal auf das Tonträger-Absatz versprechende alte Rezept zurückgegriffen, die besten Solisten ihres Fachs ad hoc vor die Mikrophone einzuladen. Selbstverständlich haben die sich auf dieses Ereignis ähnlich sorgfältig vorbereitet wie auf ihre Soloauftritte. An Können und Wollen fehlt sich also nichts. Ob so ein Projekt allerdings künstlerisch wohlschmeckende Früchte trägt ist durchaus fraglich.

Schließlich treten die Damen und Herren der obersten Solistenriege gegen die Konkurrenz von Kammermusikensembles an, die über Jahre hinweg einen gemeinsamen Stil erarbeitet haben, die Werke stets gemeinsam durchdringen und zur Reife bringen. Gegen solche Ensembles tun sich ad hoc zusammengestellte Solistenvereinigungen schwer. Nicht selten ziehen diese im Vergleich zur auf Kammermusik spezialisierten Konkurrenz gar den Kürzeren. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und eine Ausnahme liegt im Fall der Franzosen Chamayou/Pahud/Capuçon/Moreau/Caussé/Langlamet vor, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen Debussys einhundertsten Geburtstag am 25. März 1918 mit einem ausschließlich dem französischen Komponisten gewidmeten Album geradezu triumphal feiern.

Die Violinsonate aus dem Jahr 1917 erfordert wohl am wenigsten von den hier versammelten Kammermusikwerken ein kammermusikalisch eingespieltes Gespann. Kyung-Wha Chung und Radu Lupu sind ein positives Beispiel aus der Vergangenheit, dass Konzertsolisten hier sehr wohl in der Lage sind, ein Duo in kammermusikalischem Ton und Duktus zu präsentieren. Der hoch virtuose Ansatz dieser beiden Künstler, der sich nicht zuletzt in extremer Dynamik manifestiert, geht den Herren Capuçon und Chamayou zugunsten einer zutiefst kammermusikalischen Darstellung der Sonate, in der keiner der beiden dominiert oder seine Virtuosität ausspielt, überraschenderweise völlig ab. Dass die beiden Franzosen bei aller kammermusikalischen Ausgeglichenheit auch die der Sonate typisch französisch innewohnende Eleganz ausspielen, ist angebracht und sicherlich im Sinne Debussys, der gerade mit seinem Spätwerk auch politisch bedingt einen Gegenpol zu Schoenberg, Berg and Webern bilden wollte.

Zu dem Duo in der Violinsonate gesellt sich im Trio von 1880 der Cellist Edgar Moreau. Hier hört man mehr Massenet, Franck und Fauré als Debussy, der erst später seine eigene Sprache als Komponist entwickelt hat. Von Capuçon, Moreau und Chamayou überzeugend jugendlich frisch präsentierte, bezaubernde Musik ist das allemal. Edgar Moreau und Bertrand Chamayou gestalten die Cellosonate mit ihrem an Jazzimprovisation erinnernden langsamen Satz und ihren ungewöhnlich hohen technischen Anforderungen an den Cellisten meisterhaft. Besetzt mit Gerard Caussé, Bratsche, Marie-Pierre Langlamet, Harfe (die einzige Frau im Ensemble) und dem Soloflötisten der Berliner Philharmoniker Emmanuel Pahud, der auf diesem Album als einziger auch als wie stets umwerfend eloquenter Solist in einer Perle der Flötenliteratur, Syrinx aus dem Jahr 1913 auftritt, erleben wir Debussys Sonate für Flöte, Bratsche und Harfe. Diese Aufnahme toppt die als Referenz geltende dreißig Jahre alte Aufnahme mit dem Melos Ensemble durch eine stärker differenzierte Gangart, zahlreiche magische Momente und die kammermusikalische Verschmelzung des Instrumentenklangs, die Ihres Seinesgleichen sucht.

Dieses Album vermittelt durchgehend reine Hörfreude. Schade, dass die beiden Werke mit Flöte in einem zu halligen Raum aufgezeichnet wurden, der in lauteren Passagen der Sonate für Flöte, Bratsche und Harfe schon einmal die Übersicht über das Klanggeschehen trübt. Trotzdem ein Must Have.

Bertrand Chamayou, Klavier
Emmanuel Pahud, Flöte
Renaud Capuçon, Violine
Bertrand Chamayou, Klavier
Edgar Moreau, Cello
Gerard Caussé, Viola
Marie-Pierre Langlamet, Harpe
Renaud Capuçon, Violine

Chamayou/Pahud/Capuçon/Moreau/Caussé/Langlamet - Debussy: Sonatas & Trios

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