Ray LaMontagne – MONOVISION

Review Ray LaMontagne – MONOVISION

Nach seinen letzten beiden Alben Supernova und Ouroboros, die einen Gipfelpunkt immer aufwändigerer Arrangements in der Karriere des Ray LaMontagne markieren, hat der Sänger und Songwriter mit seinem neuen Album Monovision eine Kehrwerte um 180 Grad vollzogen und Songs im Folk-Rock-Stil eingespielt, die in schlanker Instrumentierung an die ersten Jahre seiner Karriere erinnern. Auch personell herrscht extreme Schlankheit vor, hat er doch sämtliche Instrumente selbst auf dem Album selbst gespielt, aufgenommen und zu einem Ganzen kombiniert. Und das, obwohl Ray LaMontagne erklärterweise geradezu allergisch auf Aufnahmetechnik reagiert und diesen Job ansonsten liebend gerne anderen überlässt. Nachdem die Produktion jetzt glücklich hinter ihm liegt, gibt er gerne zu, dass dieses totale Do It Yourself in heimischer Umgebung seine Kreativität beflügelt und ihm Selbsterkenntnis in einem Ausmaß beschert hat, das er nicht für möglich gehalten hatte. Ob auch künftige Alben auf diese Weise entstehen werden, dazu will er sich nicht äußern.

Jedenfalls liegt in Gestalt von Monovision ein authentischer Schnappschuss des künstlerischen Potentials von Ray LaMontagne vor, der in Gestalt gekonnt gestalteter Balladen einiges über das Seelenleben des Sängers erzählt, die dieser mit gewohnt angerauter, ausdrucksstarker Stimme präsentiert, wie etwa mit „Weeping Willow“, ein Song, der stark an die Gangart der Everly Brothers erinnert. Zur Entstehung dieses Songs sagt Ray LaMontagne: „Es ging sehr schnell. Es geschah vor dem Frühstück. Ich ging mit einer Tasse Kaffee durch das Studio, und die Melodie sprang mir in den Kopf. Die Melodie wurde gegen 10.30 Uhr morgens geschrieben und aufgenommen. Das war das Schöne daran, denn ich hatte einmal eine Glückssträhne, alles in die Hände zu bekommen und alles aufbauen zu lassen. Das ist mir noch nie zuvor passiert. Das habe ich noch nie tun können. Das war nur eines der kleinen Geschenke dieses Prozesses. In der Lage zu sein, ein Lied zu bekommen und es so schnell runterzubringen. Noch bevor Sie gefrühstückt haben, haben Sie eine Spur auf der Platte, mit der Sie zufrieden sind.“

Auch wenn ein guter Teil der zumeist entspannt erscheinenden Songs die Naturverbundenheit des Sängers wiederspiegeln und angenehme Ruhe verströmen , legt er Wert darauf, dass der Entstehungsprozess der Songs auf Monovision nicht absichtlich in diese Richtung zielen: „Ich weiß nie, was sie sein werden, bis sie geschehen. Es beginnt immer nur mit einer Melodie und einer Art Tag-Text, den ich an dieses kleine Stück Melodie angehängt habe. Meistens nehme ich sie mit meinem iPhone auf oder ich werde sie vergessen. Weil sie so schnell kommen. Und dann weiß man einfach nicht, welche von ihnen leben wollen, bis es an der Zeit ist, eine Aufnahme zu machen. Ich denke: ‚Gott, die will ich unbedingt haben. Was sind das für Melodien, die ich gespeichert habe?‘ Und ich fange an, mich durchzuwühlen, und welche am lautesten klopfen, das sind die, die fertiggestellt werden.“

Auf Monovision sind zeitlos schöne Songs versammelt, die das Zeug haben, Klassiker zu werden und die beweisen, soweit das überhaupt noch notwendig sein sollte, dass Ray LaMontagne ein Glücksfall für die Rock/Folk-Szene ist.

Ray LaMontagne

Ray LaMontagne – MONOVISION

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