We Kids Trio: Dalì

Review We Kids Trio: Dalì

Mit Dali stellt der Schlagzeuger und Komponist Stefano Bagnoli zusammen mit seinem Trio We Kids sein drittes Tribute-Album vor. Die Vorgänger-Alben waren Billy Strayhorn (2015), Arrangeur und Komponist in Duke Ellingtons Orchester und dem Dichter Arthur Rimbaud (2017) gewidmet. Bagnoli, der wegen seines speziellen Einsatzes des Jazzbesens von seinen Freunden liebevoll mit dem Spitznamen Brushman gerufen wird, ist einer der bekanntesten italienischen Jazzmusiker. Familiär in Sachen Jazz einschlägig vorbelastet – Onkel Carlo und Vater Luigi Bagnoli gründeten 1951 die Milan College Jazz Society – erhielt er früh Unterricht am Schlagzeug. 1978 startete er seine Karriere als professioneller Schlagzeuger. Als Mitglied zahlreicher Jazz-Gruppierungen erarbeitete er sich in Italien den Ruf eines außerordentlich talentierten Schlagzeugers. Zu hören ist er auf Alben von Gianni Basso, Enrico Rava, Andrea Pozza, Bruno Di Filippi/Gianni Coscia, Furio Di Castri, Michael Rosen, Michela Lombardi/Renato Sellani, Fritz Hartschuh, Danilo Rea und Massimo Ranieri. 2011 gründete er sein erstes „We Kids Trio“, dem seit 2016 der Pianist Giuseppe Vitale und der Kontrabassist Stefano Zambon angehören.

Ganz im Sinne der von Salvatore Dali als Frontmann vertretenem surrealistischen Malerei mischt das We Kids Trio traditionellen mit elektronischen Jazz und stellt ganz im Sinne des Traumhaftes, Unbewusstes, Absurdes und Fantastisches transportierenden Surrealismus traumhaft realisierte Tonfolgen neben skurrile Klangschöpfungen.

Das Album Dali enthält Jazzmusik, die zum großen Teil in drei Suiten gegliedert ist. Die viersätzige Surrealism Suite führt im ersten Satz mit überwiegend konventionell dargebotenem, von Piano dominierten Jazz sehr vorsichtig in die Welt des klanglichen Surrealismus à la Stefano Bagnoli ein, die im elektronisch realisierten zweiten Satz, in dem das Piano durch ein Keyboard ersetzt ist, an Gestalt gewinnt. Im dritten Satz führt der Kontrabass, eingerahmt von Samples und Elektronik tiefer in den Surrealismus ein, bis dann schließlich der im Fusion-Stil konzipierte, das Surrealen verstärkt hervorkehrende vierte Satz der Pianist sein Tasteninstrument durch eine Fender E-Gitarre ersetzt..

Auf ein extrem kurzes, surrealistisch bereits recht abgehobenes, vom Kontrabass vorwärtsgetriebenes und vom Piano lässig kommentiertes "Dali vs. Disney" folgt die vier-sätzige Subconscious Suite, deren erster Satz zunächst dem Schlagzeug Vorrang einräumt, bevor sich das Piano mit einer zunächst träumerischen Melodie einmischt, die im weiteren Verlauf mächtig an Prägnanz und Querständigkeit zulegt, um schließlich unvermittelt zu verebben. Das Ganze erinnert an das eine oder andere Bild Dalis, in dem skurrile Elemente aus dem Nichts ins Bild hinein und wieder hinauswachsen. Samples des Meisters Stimme tauchen in der ruhig dahinfließenden Melodie des zweiten Satzes auf. Nach einem wild aus March- und Tanzelementen gemischtendritten Satz folgt der Schlusssatz, der den ruhigen Duktus dieser balladenhaft aufgestellten Suite transzendierend aufgreift und tiefer ins fantastische Gebilde des Albums Dali blicken lässt. Den Übergang zur zweisätzigen Depression Suite gestaltet das hektisch aufleuchtende halbminütige „Dali vs Bunuel. Diese Suite erweist sich anfänglich als absurd dahin schwebendes Fusion-Ereignis, auf das der mit Dramatik gewürzte, von Elektronik unterstützter zweite und finale Satz folgt. An die Depression Suite schließen sich das fantastisch gestaltete und final wild ausufernde „Dali all eternità“ und das gewissermaßen zum letztendlichen Chillen weniger geeignete, elektronisch aufgeladene „Dali vs Roach“ an, auf das man das Album am liebsten erneut starten möchte, um die wahrhaft skurrile Reise per Dali erneut anzutreten.

Tatsächlich gelingt es dem We Kids Trio mit ihrem speziellen Jazz-Mix auf dem Album Dali dem Ziel des Surrealismus zumindest recht nahe zu kommen, neue Erfahrungen zu machen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Für den Hörer bedeutet diese Reise ins Surreale einen Zugewinn an Jazz-Vergnügen, das eine interessante Alternative zu konventionell dargebotenem Jazz darstellt.

We Kids Trio:
Giuseppe Vitale, Klavier, Fender Rhodes, Keyboards
Stefano Zambon, Kontrabass, Electronics
Stefano Bagnoli, Schlagzeug, Electronics

We Kids Trio: Dalì

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