53°52'15.8"N 10°41'19.9"E (Bach Organ Landscapes / Lübeck, Norden & Goslar) Jörg Halubek

Album Info

Album Veröffentlichung:
2022

HRA-Veröffentlichung:
04.11.2022

Label: Berlin Classics

Genre: Classical

Subgenre: Chamber Music

Interpret: Jörg Halubek

Komponist: Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Das Album enthält Albumcover

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FLAC 96 $ 15,40
  • Johann Sebastian Bach (1685 - 1750): Toccata con Fuga in d, BWV 565:
  • 1Bach: Toccata con Fuga in d, BWV 565: I. Toccata02:42
  • 2Bach: Toccata con Fuga in d, BWV 565: II. Fuga06:05
  • Wie schön leuchtet der Morgenstern, BWV 739:
  • 3Bach: Wie schön leuchtet der Morgenstern, BWV 73903:49
  • Du Friedensfürst, Herr Jesu Christ, BWV 1102:
  • 4Bach: Du Friedensfürst, Herr Jesu Christ, BWV 110202:29
  • Als Jesus Christus in der Nacht, BWV 1108:
  • 5Bach: Als Jesus Christus in der Nacht, BWV 110803:11
  • Praeludium in a, BWV 569:
  • 6Bach: Praeludium in a, BWV 56905:31
  • Fuga in a, BWV 958:
  • 7Bach: Fuga in a, BWV 95803:03
  • Canzona in d, BWV 588:
  • 8Bach: Canzona in d, BWV 58808:00
  • Praeludium cum Fuga in g, BWV 535a:
  • 9Bach: Praeludium cum Fuga in g, BWV 535a: I. Praeludium - Passagio01:40
  • 10Bach: Praeludium cum Fuga in g, BWV 535a: II. Fuga - Allegro04:07
  • Allein Gott in der Höh sei Ehr, BWV 715:
  • 11Bach: Allein Gott in der Höh sei Ehr, BWV 71502:04
  • Allein zu dir, Herr Jesu Christ, BWV 1100:
  • 12Bach: Allein zu dir, Herr Jesu Christ, BWV 110002:34
  • Der Tag, der ist so freudenreich, BWV 719:
  • 13Bach: Der Tag, der ist so freudenreich, BWV 71902:30
  • Fuga in G, BWV 577:
  • 14Bach: Fuga in G, BWV 57703:33
  • Vater unser im Himmelreich, BWV 737:
  • 15Bach: Vater unser im Himmelreich, BWV 73703:21
  • O Lamm Gottes, unschuldig, BWV 1085:
  • 16Bach: O Lamm Gottes, unschuldig, BWV 108503:02
  • Choral "O Lamm Gottes", BWV 1085:
  • 17Bach: Choral "O Lamm Gottes", BWV 108502:58
  • Praeludium in a, BWV 551:
  • 18Bach: Praeludium in a, BWV 55106:13
  • Fantasia in g, BWV 542:
  • 19Bach: Fantasia in g, BWV 54206:21
  • Passacaglia, BWV 582:
  • 20Bach: Passacaglia, BWV 58208:10
  • Thema fugatum, BWV 582:
  • 21Bach: Thema fugatum, BWV 58205:33
  • Praeludium et Fuga in E, BWV 566:
  • 22Bach: Praeludium et Fuga in E, BWV 56610:58
  • Praeludium et Fuga in D, BWV 532:
  • 23Bach: Praeludium et Fuga in D, BWV 532: I. Praeludium04:52
  • Praeludium et Fuga in D, BWV 532:
  • 24Bach: Praeludium et Fuga in D, BWV 532: II. Fuga06:09
  • Glockenspiel:
  • 25Bach: Glockenspiel00:30
  • Fuga in g, BWV 542:
  • 26Bach: Fuga in g, BWV 54206:33
  • Toccata in d, BWV 565:
  • 27Bach: Toccata in d, BWV 56502:53
  • Total Runtime01:58:51

Info zu 53°52'15.8"N 10°41'19.9"E (Bach Organ Landscapes / Lübeck, Norden & Goslar)

Lübeck steht in Bachs Leben insbesondere für seine Begegnung mit Buxtehude. Die „kleinere“ Orgel der Jakobi-Kirche ist original erhalten und war Bach ziemlich sicher bekannt. In Norden steht die in Deutschland vermutlich besterhaltene Schnitger-Orgel, das prägende Vorbild für den norddeutschen Orgelbau insgesamt. Das sehr große Instrument des Schnitger-Schülers Treutmann in Goslar ist bereits so modern gebaut, dass auch Bachs ausladende Werke darauf gespielt werden können.

„So sollten die Orgeln klingen, scharf, über einem gravitätischen Bass“. Gespräch mit Hendrik Ahrend über norddeutsche Orgeln und ihren Klang:

Süddeutsch, mitteldeutsch, norddeutsch. In solche Schubladen sortiert sich das Phänomen Orgelbau und Orgelklang, jedenfalls im 17. und 18. Jahrhundert. Genaugenommen: von heute aus, retrospektiv. Zu Bachs Zeiten sprach man nicht von Landschaften, sondern eher von Persönlichkeiten, auch von Schulen, denn Orgelbauer geben ihre Kenntnisse und Erfahrungen weiter an ihre Gesellen und Mitarbeiter, die – abhängig auch vom sich wandelnden Geschmack – ihre eigenen Ideen von Orgelbau und -klang verfolgen.

Johann Sebastian Bach verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in der Gegend, die wir heute Mitteldeutschland nennen. Arnstadt, Mühlhausen, Weimar, Köthen, Leipzig. Jenseits von Dresden, Kassel und Berlin kannte er das Römische Reich deutscher Nation nicht – ausgenommen natürlich noch Lüneburg, Lübeck und Hamburg, wo der junge Musiker für seine Orgelkunst prägende Momente erlebte. Norddeutschland also, wie wir heute sagen.

Wie abhängig also ist Bachs Orgelmusik von norddeutschen Orgeln? Gibt es sie überhaupt, die „norddeutsche Orgel“, den „norddeutschen Orgelklang“? „Es gibt typische Dispositionsmuster in Norddeutschland“, meint Hendrik Ahrend vorsichtig. „Die nord- und mitteldeutsche Musik für Orgel hat einen besonderen polyphonen Stil hervorgebracht, die ein selbständiges Pedal mit der Möglichkeit zur Melodieführung verlangt. Das erkennt man in den größeren norddeutschen Instrumenten sehr deutlich, besonders konsequent realisiert in den Instrumenten Arp Schnitgers.“

Ob nun Meister wie Schnitger besondere Anforderungen der Musik und ihrer Komponisten zu erfüllen versuchten oder ob sich Musiker wie Bach die Möglichkeiten der Instrumente zunutze machten, wertet Ahrend als wechselseitige Befruchtung. Der renommierte Orgelbauer und -restaurator weiß aber: „Die Orgel hat Musiker für komplexe Polyphonie schon inspiriert! Es gab schon sehr früh Mixturen oder Register wie Bauernflöte 2‘ oder Cornett 2‘ im Pedal für die Möglichkeit des cantus-firmus-Spiels. Eine ideale Voraussetzung also für jemanden, der eine Melodie im Pedal spielen will!“

Hendrik Ahrend hat im Jahre 2005 den väterlichen Betrieb im ostfriesischen Leer übernommen. Seit den fünfziger Jahren genießt die von Jürgen Ahrend begründete Orgelwerkstatt den Ruf einer führenden Instanz beim Restaurieren historischer Orgeln im norddeutsch-niederländischen Raum. Die 1985 abgeschlossene Arbeit an der Schnitger-Orgel in der Ludgerikirche Norden gilt als eines ihrer Meisterwerke. „Mein Vater hat mehr historische Pfeifen in der Hand gehabt als jeder andere Mensch auf dieser Welt“, bewundert Hendrik Ahrend. „Er hat immer versucht, zu spüren, wie diese Pfeifen mal geklungen haben könnten.“ Könnten – Konjunktiv also. Denn hier beginnt ein Problemfeld des Restaurierens, das Ahrend als Disziplin des Denkmalschutzes betrachtet. „Hier hat man es immer zu tun mit Bewertung. Man gewinnt etwas, und man verliert etwas“, meint er. „Ziele der Pflege können in Gegensatz mit dem Zweck geraten. Orgeln sollen heute wie früher im Gottesdienst eingesetzt werden, heute sitzen aber nur zwanzig Menschen in der Kirche, um ein Vielfaches weniger als im 18. Jahrhundert.“

Damit spricht der Orgelbauer den Klang an. Wie authentisch, historisch kann er überhaupt sein? Zunächst stammt der Begriff des „Norddeutschen“ in Bezug auf Orgeln und Orgelmusik nicht aus dem 18., sondern dem 20. Jahrhundert. Stichwort: Orgelreform, Orgelbewegung, Namen wie Albert Schweitzer, Hans Henny Jahnn, Christhard Mahrenholz. „Man blickte zurück auf die Barockorgel, die neu entdeckt werden sollte“, gebt Ahrend hervor. „Das war ein großes Missverständnis. Man wollte die Bach-Orgel hervorbringen, die Bach selbst nie gehabt hat. Man hat Anleihen bei älteren Orgeln genommen, ohne sie eigentlich recht zu mögen.“ Ein überraschender Befund – was mochte man an den Wunschvorstellungen nicht?

Orgeln mit dem ursprünglichen Winddruck und den Aufschnitten der Pfeifen, wie Jürgen Ahrend sie dokumentierte, klangen einfach zu scharf und zu laut und muteten dem Hörer einiges zu. „Das Problem besteht darin, dass die Barock-Orgel besonders viele Schrei-Stimmen hatte“, fährt Ahrend fort. „Dieser Begriff hat sich im 19. Jahrhundert als ein abwertender etabliert, im 18. Jahrhundert aber war er populär. So sollten die Orgeln nämlich klingen, scharf, über einem gravitätischen Bass. Im 19. Jahrhundert hat man jedoch zum Angriff auf die Mixturen geblasen. Der Klang sollte gemütlicher werden.“ Dass man im Barock milde, silbrig klingende Mixturen wollte, ist also ein Märchen. „Das führt dazu, dass bei den meisten restaurierten Orgel die Winddrücke niedriger sind als in der Barockzeit“ – was aber sollen die heutigen Orgelbauer dann restaurieren, und wie wirkt sich diese Ambivalenz in ihren eigenen Neubauten aus?

Zurück zu Bach, dem in Mitteldeutschland beheimateten Komponisten. Natürlich gibt es keine klare Grenze zwischen Orgelidealen, weder eine geographische noch eine zeitliche. Christoph Treutmann (1673-1757) lernte und arbeitete wahrscheinlich bei Arp Schnitger in Hamburg, lebte in Magdeburg und erbaute 1737 das Instrument in Grauhof, mit prächtig vollstimmigem Pedal. In dieser Gegend wirkte auch Christian Förner, der wiederum die Orgelbauer der aus Halberstadt stammenden Familie Trost beeinflusste; Heinrich Gottfried Trost (um 1680-1759) erbaute die Orgeln in Waltershausen und Altenburg und gerät damit ins Blickfeld Johann Sebastian Bachs und seiner Schüler.

„Bachs bevorzugter Orgelbauer war aber Johann Friedrich Wender“, ebenfalls ein Enkelschüler Förners. Hendrik Ahrend zieht diese Linien, um die Abhängigkeiten und Zusammenhänge von Orgelbauern, Persönlichkeiten, Schulen und Ideen zu betonen. Wender (1655-1729), dessen Orgeln Bach u.a. in Arnstadt und Mühlhausen begegnete, „hat mehr ‚norddeutsch‘ gearbeitet als Silbermann und Trost. Er hat besonders die Kehlen bei den Zungenregistern so gebaut, dass sie ‚norddeutsch‘ klangen. Bach hat diesen Klang sehr geschätzt!“ Anders als die Orgeln von Gottfried Silbermann, die Bachs polyphonem Ideal, meint Hendrik Ahrend, weniger entsprachen. Abgesehen von den „großen“ in Dresden und Freiberg. Aber das ist eine andere Geschichte: die vom mitteldeutschen Klang! (Dr. Andreas Bomba)

Jörg Halubek, Orgel




Jörg Halubek
studierte Kirchenmusik, Orgel und Cembalo in Stuttgart und Freiburg bei Jon Laukvik und Robert Hill. An der Schola Cantorum Basiliensis spezialisierte er sich bei Jesper Christensen und Andrea Marcon auf die historische Aufführungspraxis. Im Jahr 2014 gewann er den ersten Preis des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs in Leipzig im Fach Orgel.

In den letzten Jahren trat Jörg Halubek vor allem als „Maestro al Cembalo“ in Erscheinung. Als Gast dirigierte Jörg Halubek vom Cembalo aus u.a. an der Komischen Oper Berlin, am Nationaltheater Mannheim, bei den Händel-Festspielen Halle, bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, am Opernhaus Wuppertal und in der Liederhalle Stuttgart. Am Staatstheater Kassel ist er als Gastdirigent seit 2012 regelmäßig für Opernproduktionen verantwortlich, so leitete er u.a. Mozarts „Lucio Silla“, Glucks „Iphigenie“ und Händels „Saul“. Sein Interesse gilt besonders der dramatischen Aktualität der alten Stoffe und er macht sich dafür stark, die Freiheiten der Alten Musik interpretatorisch voll auszuschöpfen.

Mit dem von ihm gegründeten Barockorchester „il Gusto Barocco“ war er 2019 bei der Bachwoche Ansbach als Festspielorchester geladen und erfuhr große Beachtung. 2021 folgt mit „L´Orfeo“ die Weiterführung des 2017 mit „il Gusto Barocco“ begonnenen Mannheimer Monteverdi-Zyklus. Seine Entdeckung unbekannter Opern und Opernbearbeitungen, zuletzt belegt durch das Erscheinen der Ersteinspielung von Johann David Heinichens „Flavio“, setzt Jörg Halubek 2020 im Stuttgarter Wilhelma-Theater und bei den Tagen Alter Musik Herne fort mit „Cleofida“ – Händels Oper „Poro“ in der Bearbeitung von G. Ph. Telemann mit deutschsprachigen Rezitativen.

Seine Expertise im Umgang mit Alter Musik belegen die preisgekrönten Einspielungen von Werken für Tasteninstrumente und Violine Johann Sebastian Bachs (2016) und Carl Philipp Emanuel Bachs (2014) mit der Barockgeigerin Leila Schayegh. An der Staatlichen Hochschule für Musik Stuttgart ist Jörg Halubek seit 2016 Professor für Orgel und Historische Tasteninstrumente.



Dieses Album enthält kein Booklet

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