Ola Kvernberg – Steamdome III: Beyond The End

Review Ola Kvernberg – Steamdome III: Beyond The End

Die Dampfkuppel hat ihren dritten Teil bekommen: Das Projekt Steamdome des norwegischen Violinisten und Komponisten, im Nebenjob auch Multiinstrumentalisten, Ola Kvernberg ist um ein drittes Album erweitert: Steamdome III: Beyond The End. Dieses Mal ist sogar ein Symphony Orchester mit von der Partie.

Das Projekt Steamdome begann im Dezember 2017 mit der Veröffentlichung des ersten, schlicht Steamdome titulierten Albums. Was sich hier bereits zeigte war, dass es melodiös sein konnte, aber auch perkussiv. Im April 2021 folgte Steamdome II: The Hypogean. Weiterhin mit einem Drummer und zwei Perkussionisten als rhythmischem Anker ist sein Genremix noch offensiver und die Musik – zu Pandemie-Zeiten veröffentlicht – gewiss besonders belebend gewesen. Das Label nannte es „eine Stunde Musiktherapie“.

Nun also Steamdome III: Beyond the End. Weiterhin ein Drummer, nur noch ein Perkussionist, dafür Dirigent Nick Davies mit dem Trondheim Symphony Orchester, das bekanntlich auch einiges an Schlagwerk zu bieten hat. Und nicht nur das. Es bettet sich erstaunlich natürlich in die vielgestaltigen Kompositionen Kvernbergs ein, was dem Begriff Jazzrock-Orchester eine ganz neue Dimension verleiht.

Die hymnischen Marketingbotschaften zu der jüngsten Veröffentlichung halten sich überraschend zurück, was den Umfang der Mitteilung betrifft. Lediglich dass Kvernberg den Gravitationszug startet und darauf abzielt, uns in die Stratosphäre zu katapultieren, ist den Zeilen zu entnehmen. Das ist erstaunlich dünn für das dritte Album einer Reihe, das zum ersten Mal ein über sechs Stücke reichendes Mini-Konzept-Album inkludiert: The Purple Jack, was übrigens der Name einer Cannabis-Sorte ist.

Was Kvernberg high, als er komponierte? Sollen die Zuhörer vor dem Kunstgenuss beim Dealer ihres Vertrauens gezielt nach entsprechenden Stimulanzien nachfragen? Die bei den Vorgängeralben äußerst mitteilsame PR-Maschine schweigt – ob benebelt oder ratlos, sei dahingestellt.

Zum Glück braucht es zum Musikgenuss ja bekanntlich vor allem zwei gesunde Ohren und einen aufgeschlossenen Geist. Und der erlebt mit gespitzen Ohren, dass der sanften Overture von The Purple Jack ein schwer treibender Reviver folgt, als Vorbote eines verspielt blumigen Rallartando, dem ein teils bedrohliches Tuxore an Gegenpol nachgestellt ist. Aufgefangen vom Largo Terminale, das Melodie-Elemente des Revivers aufgreift, schließt der Trip – ähm… – The Purple Jack mit dem fröhlichen reviveR – das Palindrom ist wirklich so geschrieben.

Die beiden übrigen Titel Intermezzo und Monolith bestätigen, was das Ohr bereits schon weiß: Dass das Orchester mächtig rockt. Als Stimmungsmacher in mehrfacher Dimension ist es nicht nur Spender zarter Töne und Vermittler diverser Emotionen, es ist auch der coole andere Musiker, der mit einsteigt und sich gleich in Groove und Feel fügt – mit 60 Köpfen in Personalunion. Das ist eine beachtliche Leistung.

Gleiches gilt für den Mix. Der ist selbst in sehr dichten Passagen gut durchhörbar, ohne den Druck zu mindern, während filigrane Klangnetze sacht durch den Äther fischen und dabei ihre Brillanz wie akustische Sterne vor sich her tragen dürfen. In Summe bietet Steamdome III: Beyond the End über eine Stunde hochklassigen Musikgenuss, der auf jeden Fall ein Testohr wert ist.

Sehr empfehlenswert. (Thomas Semmler, HighResMac)

Ola Kvernberg, piano, violin, guitar, synthesizer-bass, synthesizer, percussion, drum machine programming
Erik Nylander, congas, percussion, drum set, drum machine programming
Nikolai Hængsle, electric bass
Olaf Olsen, drum set
Daniel Buner Formo, Hammond B3 organ, synthesizer, effects
Øyvind Blomstrøm, pedal steel guitar, electric guitar
Trondheim Symphony Orchestra
Nick Davies, conductor


Ola Kvernberg – Steamdome III: Beyond The End

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